Eine Stunde Erinnerung an den steirischen Heimatdichter
Bergheidengasse. Festsaal. Gespannte junge Gesichter. Das Schauspieler-Ehepaar Christa und Agilo Dangl, Eltern des Josefstadt-Schauspielers und Autors Michael Dangl, betritt die Bühne. Die Künstler rufen im Rosegger-Jahr einen steirischen Autor in Erinnerung, der nur ganz wenigen Jugendlichen bekannt ist. Sophia aus dem 2. Jahrgang meint zur Deutschlehrerin: „Mein Opa hat mir immer Geschichten von Rosegger vorgelesen…, die hab´ ich so gern gehört als Kind…“
Ein Wagnis, diese Texte aus dem 19. Jahrhundert? Eine Zumutung für unsere Jugendlichen? Und noch dazu: Kein Kino mit Popcorn und Saftflaschen. Aufmerksames Zuhören wie im Theater ist gefordert, und das bei Texten, deren Sprache über weite Strecken nicht vertraut ist wie die aus sozialen Netzwerken oder Netflix-Serien. Dieser Rosegger, erfährt das Publikum, war ein Selfmademan, der es trotz schlechtester Voraussetzungen zu unglaublicher Berühmtheit brachte – heute wäre er ein Medienstar, ein Blogger, ein Influencer auf jeden Fall. Sowas macht doch Mut: Mit nur 2 Jahren Schulbildung wurde dieser Rosegger ein Lehrer, wie es Agilo Dangl überspitzt formulierte und Lacher erntete!
Sie hat uns nicht enttäuscht, unsere Bergheidenjugend: Respekt gezeigt vor Menschen einer anderen Generation, vor der Bühnenleistung der Schauspieler. Und sich selbst etwas bewiesen: Sich auf unbekannte Literatur und Sprache eingelassen. Eine volle Stunde ohne Handy! Überlebt!
Ein Schüler des 5. Jahrgangs nach der Veranstaltung: „Diese Literatur ist ja nicht mein bevorzugtes Genre, aber bei vielen Texten dachte ich mir: Darüber hätten wir auch schreiben können!“ Gemeint hat er wohl die Themen, die auch heute noch Jugendliche bewegen – wie die erste Liebe, Berufserfahrungen eines Lehrlings, sich hinauswagen in die Welt…
Herzlichen Dank an Christa und Agilo Dangl, die dieses Wagnis eingegangen sind und den Jugendlichen einen Einblick in die Welt des Peter Rosegger, in Themen des 19. Jahrhunderts geboten haben. Und damit zeigten, wie anders damals vieles war, aber auch wie aktuell so manches heute noch ist.