Replace Fear of the Unknown with Curiosity
„Tourismus ist für mich eine der faszinierendsten Branchen“, beginnt Dr. Petra Stolba, Geschäftsführerin der Österreich Werbung, ihren Vortrag im Rahmen der Praxisgespräche an der Hietzinger Tourismusschule Bergheidengasse. Dass die Tourismusbranche rascher wächst als jede andere, belegt sie mit Zahlen und ermutigt die Jugendlichen: „Sie haben die richtige Wahl getroffen.“
„Tourismus fasziniert mich.“
— Dr. Petra Stolba
Leidenschaft und Neugier für Tourismus
Mit diesen beiden Eigenschaften kann ein Bewerber bei Dr. Stolba mehr punkten als mit guten Zeugnisnoten. Und Leidenschaft und Neugier lebt sie ganz offensichtlich auch selbst und überträgt diese Begeisterung für den Tourismus auch auf das jugendliche Publikum des gut gefüllten Festsaals der größten Wirtschafts– und Tourismusschule, der HLTW13 Bergheidengasse. Die Powerfrau, die sich bereits 10 Jahre an der Spitze der Österreich Werbung behauptet, bedankt sich für die herzliche Begrüßung an der Bergheidengasse, aus der sie auch die Begeisterung für die Sache spüre. Sie erzählt von ihren Anfängen als Reiseleiterin und dem direkten Feedback, das ihr dabei am meisten gefallen und sie motiviert habe. Beeindruckt, ja verblüfft zeigt sie sich auch vom hohen Fachwissen der Nachwuchstouristiker/innen und von deren leidenschaftlichem Engagement auch für ihre außergewöhnlichen Charity-Projekte wie „das Theaterhotel“ und „Zum Tod lachen“. Dr. Stolba plädiert zusätzlich für die Lektüre von Wirtschaftsseiten, da Tourismus in direktem Zusammenhang mit wirtschaftlichen Entwicklungen stehe, denn Tourismusausgaben seien Konsumausgaben.




Moderneres Image für Österreich
Dass Europa im Tourismus noch den höchsten Marktanteil halte, solle nicht darüber hinwegtäuschen, dass unser Kontinent verliere. So halte derzeit die Angst vor Terrorismus Asiaten ab, nach Europa zu reisen. Innerhalb Europas belege Österreich immer noch eine Topposition, stehe an 6. Stelle nach Spanien, GB, Frankreich, Italien und Deutschland. Dennoch müsse intensiv an einer Imagekorrektur unseres Landes gearbeitet werden, ist Dr. Stolba überzeugt. Denn „Österreich als ältere Frau, etwas nachlässig gekleidet und mit Schlapphut“ – ein solches Image ziehe keine neuen Zielgruppen an. Die Chefin der Österreich Werbung präsentiert dazu die neue Kampagne, die kommuniziert, wie ein junges Pärchen sich fühlt, das in Österreich Urlaub macht. In diesen Filmen soll nicht gezeigt werden, was ich als Tourist/Touristin alles unternehmen kann, sondern „Was macht es mit mir?“. Die Qualität des Landes, die Qualität der Begegnung stehe im Vordergrund. Dr. Stolba plaudert aus dem Nähkästchen: „Wir arbeiten mit Drehbuchautoren, Psychologen und erzählen Geschichten.“ Sehr emotionale Geschichten unter dem Motto „Arrive and Revive“, oder zu Deutsch „ankommen und aufleben“.
Bei aller Begeisterung für Österreich spart die Fachfrau dennoch nicht mit Kritik, dass Österreich schwach im touristischen Angebot sei. So sei es für viele Gastwirte ein Problem gewesen, etwa eine Speisekarte ins Russische zu übersetzen. Und dieses Beispiel zitiert sie, obwohl die Russen derzeit keinen großen Gästeanteil stellten und verweist wieder auf den wirtschaftlichen Kontext wie die aktuellen Rohstoffpreise.
„Müssen intensiv an Imagekorrektur Österreichs arbeiten.“
— Dr. Petra Stolba
Replace Fear of the Unknown with Curiosity
Disruption, die sprunghafte Veränderung im gesellschaftlichen Leben, verlange nach entsprechenden Reaktionen der Tourismusbranche. Airbnb z.B. wirbt mit dem Slogan „Living with Locals“ und treibt vielen traditionellen Anbietern den Angstschweiß auf die Stirn. Dr. Stolba verteufelt diese neue Plattform der Bettenvermietung nicht, die an der Börse in Kürze wertvoller als jede Hotelkette geworden sei. „Replace Fear of the Unknown with Curiosity“ sei angesagt, dem Unbekannten mit Neugier statt mit Angst zu begegnen. Positiv für Österreich sei in diesem Zusammenhang, dass dadurch mehr und andere Gästeschichten angesprochen werden würden. Allerdings müssten für private Vermieter dieselben Rahmenbedingungen gelten wie für professionelle.


Österreich Werbung – Facts and Figures
Die Österreich Werbung sei ein Verein, erklärt Dr. Stolba und werde zu 75% von der Republik Österreich und zu 25% von der WKÖ finanziert, könne über ein Budget von 50 Mio. Euro verfügen und sei derzeit in 30 Märkten weltweit tätig. Präsident der Tourismusorganisation sei der Wirtschaftsminister, sie selbst Geschäftsführerin. Sie spricht von neuen Herausforderungen und notwendigen Veränderungen, z.B. der Zusammenlegung kleinerer Tourismusverbände. Dr. Stolba ist überzeugt vom modernen Führungsstil, den sie selbst mit Begeisterung lebt. Sie ist stolz auf ihre Organisation und sagt mit einem Lächeln über das Wiener Büro „Wir sind ein emotionaler Haufen“, dessen Motto laute: „Wir begeistern für Österreich.“
Trotz einer geballten Ladung an Daten und Fakten nimmt das Publikumsinteresse im Festsaal der Bergheidengasse nicht ab, ganz im Gegenteil: Im Anschluss an den Vortrag, der unterschiedlichste Aspekte des aktuellen Tourismus und der Aufgaben der Ö-Werbung beleuchtete, stellen viele Tourismusschüler/innen Fragen an die ÖW-Chefin. Diese werden von der Fachfrau als tiefgründig bewertet und präzise beantwortet.
Dr. Petra Stolba bedankt sich für die Einladung bei Direktorin Mag. Anita Petschning und dem Organisator der Praxisgespräche Bergheidengasse, Mag. Helmut Kuchernig-Hoffmann. Bei den Tourismusschülerinnen und –schülern verabschiedet sie sich mit dem Aufruf: „Bleiben Sie dem Tourismus treu!“